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Heilpraktikerverbände und ihr Wirken, Teil 3

Heilpraktikerverbände und ihr Wirken

Teil 1 siehe
Teil 2 siehe

Die Krux „mit einer Stimme zu sprechen

Seit 47 Jahren bin ich Heilpraktiker und seit rd. 50 Jahren (bereits während meiner Anwärterzeit) auch im Verbandsleben der Heilpraktikerschaft tätig und integriert. Und seit dieser Zeit erlebe ich die Vorschläge, die Forderungen, die Diskussionen, die Sprüche zum Thema „Wir müssen mit einer Stimme sprechen“.

Seit rd. 50 Jahren immer derselbe Satz. Alle stimmen zu, nur keiner oder nur wenige halten sich daran.

Seit rd. 50 Jahren erlebe ich Neugründungen von Verbandsorganisationen, in der alle vereint sind bzw. sein wollen oder sollen, um mit einer Stimme zu sprechen und seit rd. 50 Jahren sehe ich sie kommen und gehen oder es ist mal wieder eine Organisation neben anderen, die wieder u.a. die Forderung „mit einer Stimme sprechen“ erhebt.

Es würde an dieser Stelle zu weit führen, einen Rückblick über die gesamte Entwicklung der Verbändelandschaft, deren Aktivitäten und Problemstellungen zu geben. Deshalb soll nur ein kleiner Teilbereich der Gesamtentwicklung im überverbandlichen Bereich mit einem kleinen Appell an die derzeitigen Berufsverbände herausgegriffen werden.

Es gab in den achtziger Jahren eine Neugründung unter zahlreichen, die einen guten Ansatz und Start hatte.

Es bestand u.a. noch eine „Kooperation Deutscher Heilpraktikerverbände“,  in der drei Berufsverbände vertreten waren. Es stellte sich ein ähnliches Bild wie heute.

Vor allen Dingen eine verfehlte Berufspolitik, auch ähnlich wie heute, waren Bestandteil. Auch damals schon das Thema Heilpraktikergesetz, Ausbildungsordnung, Prüfungsordnung mit der Gefahr Heilpraktikergesetzesänderung und deren negativen Folgen.

Der von mir 1982 gegründete und geführte „Freie Heilpraktiker e.V.“ lief u.a. gegen die etablierte Berufspolitik Sturm. Dies zeigte Wirkung. Auch innerhalb der "Kooperation" kam es zu diesbezüglichen Diskussionen. Es kam zu Gesprächen.

In der Folge traten wegen der gegebenen Berufspolitik der „Verband Deutscher Heilraktiker“ und die „Union Deutscher Heilpraktiker“ aus der „Kooperation“ aus.

Durch besondere Initiative u.a. des verstorbenen Kollegen Gerhard Wertsch, damaliger Präsident der UDH, entstand die „Arbeitsgemeinschaft Deutscher Heilpraktikerverbände - ARGE-„. 

Als damaliger Vorsitzender des FH wirkte ich intensiv an der Entwicklung mit. FH, VDH, UDH waren die Ersten dieser Gemeinschaft mit der besonderen Zielsetzung: keine Änderung des Heilpraktikergesetzes und Erhalt unseres Status.

Im weiteren Verlauf entwickelte sich daraus der Verband „Die Deutschen Heilpraktikerverbände -DDH-„(heute Dachverband Deutscher Heilpraktikerverbände).

Die Namensänderung von ARGE in DDH wurde erforderlich, weil der FDH den Beitritt in eine bestehenden Organisation nicht wünschte, sondern bei einer Neugründung mitwirken wollte. Der FDH trat ebenfalls aus der „Kooperation“ aus.

Im „DDH“ fanden sich letztendlich die zum seinerzeitigen Zeitpunkt maßgeblichen und berufspolitisch tätigen Berufsverbände BDH, FH, FDH, FVDH, UDH, VDH zum gemeinsamen Handeln zusammen.

Bewusst machten es sich die damaligen Vorstände schwer, indem sie für alle Beschlüsse Einstimmigkeit verlangten. Man war dadurch gezwungen, einstimmig zu handeln und so auch nach außen zu vertreten.

Es wurde gut zusammengearbeitet, Kompromisse wurden nach durchaus auch harten Diskussionen gefunden. Zahlreiche wichtige berufspolitische Entscheidungen und Beschlüsse wurden erarbeitet und erfolgreich umgesetzt. Die gemeinsamen Kongresse in Karlsruhe ein voller Erfolg mit hohen Teilnehmerzahlen.

Es war dann irgendwann leider wieder eine Entwicklung, wie schon gehabt. Der BDH schied aus.

Es waren dann noch 5.

Noch wurde gut und erfolgreich gearbeitet. Irgendwann schlich sich dann, aus nicht nachvollziehbaren Gründen, Misstrauen in die Runde ein. Es gab Vertrauensverluste. Insbesondere der FH sah sich Vertrauensproblemen ausgesetzt, auch auf persönlicher Ebene gegenüber seinen Vorstandsmitgliedern.

In der Folge fasste der FH schweren Herzens den Beschluß, die Zusammenarbeit mit der DDH zu beenden. Der Entschluss fiel besonders deshalb schwer, weil gerade der FH in besonderer Weise am Zustandekommen der DDH und ihrer politischen Ausrichtung und ihrer ursprünglich positiven Entwicklung mitgewirkt hatte.

Es waren dann nach vielen Jahren erfolgreicher Arbeit nur noch 4 (FDH, FVDH, UDH, VDH)

Aufgrund eines Namensrechtsstreits zum Namen „Die Deutschen Heilpraktikerverbände“ erfolgte die Umbenennung in „Dachverband Deutscher Heilpraktikerverbände“, der, obwohl „Dachverband“ nicht der gesamten Sachlage entspricht, ohne Rechtsverfolgung blieb.

2011 trat nun der FH wieder in den DDH ein, um 2021 erneut auszutreten.

Es gibt zwar Gespräche zwischen den einzelnen Verbänden und Diskussionen zum Thema Zukunft und berufspolitischen Verhalten. Auch der Ruf „mit einer Stimme sprechen“ wird immer wieder gehört. Gerade diejenigen jedooch, die laut rufen, schaffen nicht den ernsthaften und entscheidenden Sprung.

Neue Organisationsformen haben sich schon wieder gebildet. So die „Gesamtkonferenz DeutscherHeilpraktikerverbände“. Sie war, vom BDH angeregt, eine wirklich gute Idee und versprach Zukunft. Ich war auch begeistert und hatte gehofft, dass es diesmal, wegen der gegebenen berufspolitischen Situation, gelingen möge.

Die "Gesamtkonferenz" sollte ein Forum zur Diskussion, zum Meinungsaustausch sein, um Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten, Gespräche zu führen. Nicht als Verbandsorganisationen, sondern als Personen, als Kolleginnen und Kollegen. Unabhängig von einer Verbandsausrichtung. Es fing auch gut an. Doch der Schein hat wohl getrügt.

Mittlerweile wieder einmal weg von der eigentlich guten Idee. Es folgten Aktionen und Vorstellungen, die von vorneherein wieder dazu führen mussten und geführt haben, dass das Ziel, die anderen Verbände, wie die der DDH, bzw. deren Vertrter, hinzuzugewinnen, Schiffbruch erleiden musste.

Sie hat Organisationsformen und Aktionen angenommen und vollzogen, die nicht dem angedachten Forum entsprechen. Sie will sich als Ansprechpartner für die Politik darstellen, was sie nicht sein kann: Organisatorisch nicht, von der Zusammensetzung her nicht und keinesfalls die Heilpraktiker in ihrer Gesamtheit vertretend. Wesentlich große Berufsverbände sind nicht eingebunden.

Wieder einmal wurde das Ziel verfehlt, obwohl es einen guten Ansatz gab.

Das es mehrere Verbände gibt, ist ja nicht negativ und kann sinnvoll sein. Dies gibt es in vielen Bereichen. Es wird auch immer wieder von Zusammenarbeit gesprochen und dazu geschrieben. Es kann und soll selbstverständlich unterschiedliche Gedanken, Beurteilungen, Meinungen geben. Das ist gut und wichtig.

Jedoch, zur Frage Heilpraktikergesetz und Berufsstandswahrung in seiner traditionellen erfolgreichen Form, muss es bei aller Diskussionsbereitschaft und unterschiedlicher Auffassungen einen gemeinsamen Grundsatz geben. Ein Grundsatz, der gemeinsam, d.h. wirklich mit einer Stimme sprechend, in der Öffentlichkeit und insbesondere gegenüber den maßgeblichen politischen Entscheidern vertreten wird. Und die politischen Kreise wünschen sich verständlicherweise eindeutige Ansprechpartner.

Dieses Ziel ist mal wieder verfehlt.

Es scheint nicht möglich zu sein, im Rahmen der Verbandsvielfalt einen Weg zu finden.

Stellt sich erneut die Frage, ob es nochmals gelingen kann, sich, wie schon in den achtziger Jahren, allein als Ansprechpartner und für die berufsentscheidenden Fragen, die es gemeinsam zu vertreten gilt, in einer übergeordneten Organisation oder wie immer man das nennen mag, zusammenzufinden.

Wenn es alle ernst meinen mit „mit einer Stimme sprechen“, dann kann man nur fordern, dass Jeder über seinen Schatten springt.

Es gibt die DDH als lange bestehende Organisation, auch als Ansprechpartner in der Politik, die wieder mit Leben und im Sinne für die Heilpraktiker sprechend erfüllt werden könnte.

Auch wenn ich, wie auch andere, Enttäuschungen in und mit der DDH erlebt haben, gilt es Emotionen außen vor zu lassen, was für Jeden/Jeder gelten muss, plädiere ich für eine neue starke DDH, in der alle Berufsverbände vertreten sind.

Und wenn es nur um die eine Frage geht: Besitzstandswahrung.

Und dies in der Hoffnung, daß, wenn dies gelingen würde, die klare gemeinsame Haltung gegeben sein würde: Keine Änderung Heilpraktikergesetz - Absolute Besitzstandswahrung.

Hierzu müssen sowohl die Verbände in der DDH als auch die anderen regulären Berufsverbände, wenn man es ernst meint, über ihren Schatten springen.

Unser Beruf und unsere Berufung gemäß Berufsbild haben es verdient.